Sicher sei der von der Regierung angekündigte Sonderfonds für Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro Thema gewesen, sagte am Donnerstag der neue Kommandeur in Roding, Oberstleutnant Dr. Tobias Gößlbauer, beim Pressegespräch. Doch habe der keinen neuen Motivationsschub ausgelöst, erläuterte er: „Das brauchte es nicht, es sind alle hoch motiviert.“
Dennoch versprach Marianne Schieder, genau hinzuschauen, dass etwas davon vor Ort in Roding davon landet. Die SPD-Abgeordnete war in Begleitung von SPD-Kreischef Franz Kopp und SPD-Stadtrat Sebastian Meier zum Antrittsbesuch beim neuen Kommandeur gekommen, der die Kompaniefeldwebel wie die Kompaniechefs des Bataillons fürs Gespräch hinter verschlossenen Türen dazu geholt hatte. Schieder wie Gößlbauer berichteten von weiteren Investitionen in der Kaserne in Roding. „Bei manchem würde ich mir wünschen, dass es schneller geht“, so die SPD-Politikerin. Es würden kleinere Neubauten für den täglichen Dienst erstellt, beschrieb der Kommandeur. Was auch ganz neu komme, sei ein Gebäude für die Sanitätsversorgung, die derzeit über Cham laufe. „Wenn der Baubereich 2024 abgeschlossen ist, wird die Sanitätsversorgung mit Truppenarzt wieder hier möglich sein“, sagte der Oberstleutnant. Es würden zudem Wohngebäude modernisiert - Ziel sei die Schaffung weiterer Zwei-Mann-Stuben anstelle der früher üblichen Sechs-Mann-Stuben. „Die gibt es eigentlich nicht mehr“, so der Kommandeur. Das zeitgemäße Wohnen in der Kaserne sei das eine, das außerhalb das andere. Hier seien die Kommunen gefragt, so Schieder. Und hier sei in Roding schon viel passiert, meinte sie. Da die Bundeswehr hier in Ostbayern noch eine gute Akzeptanz in der Bevölkerung habe, sei die Personaldecke zwar dünn, doch es funktioniere noch, qualifizierte junge Menschen für die Bundeswehr in Konkurrenz etwa zur Industrie zu gewinnen. Marianne Schieder wies in dem Zusammenhang Forderungen nach Wiedereinführung der Wehrpflicht zurück. Es sei damals falsch gewesen, diese so überstürzt zu kippen. Doch heute junge Menschen in den wenigen Monaten an kompliziertester Waffentechnik auszubilden, könne nicht gelingen. Wichtiger sei der Ausbau eines Freiwilligendienstes, sagte sie. Tobias Gößlbauer schilderte, wie gut den Soldaten der Einsatz in Altenheimen oder im Impfzentrum während der Corona-Krise getan habe. „Es hat unglaublich viel positives Feedback gegeben“, so der Kommandeur. Und diese persönliche Anerkennung hätten die Soldatinnen und Soldaten direkt erfahren. Während der Zeit seien die militärischen Aspekte hinten an gestanden. Das habe sich nun gedreht, auch bedingt durch den Ukraine-Konflikt. Auch der sei kein Grund, als zusätzliche Motivation für die Bundeswehr zu dienen, weil man sowieso dafür ausgebildet werde und sich dem nun wieder entsprechend verstärkt widme, um für den eigentlichen Auftrag, die Landesverteidigung und den Bündnisfall, gewappnet zu sein, so Gößlbauer. Aktuell seien keine Soldaten aus Roding im Auslandseinsatz, sagte der Kommandeur. Doch voraussichtlich im kommenden Jahr sei ein Einsatz von 100 Soldaten in Litauen angedacht. Er sprach sich für eine Stärkung der Behörden aus, um künftig nicht auf die Bundeswehr zurückgreifen zu müssen. Jede Stärkung dort helfe auch der Bundeswehr, ihre Aufgaben zu erfüllen. Ausbildungslücke, die durch Corona und den Einsatz der Soldaten in zivilen Aufgaben entstand, hätten auch die Bundeswehrvertreter im Gespräch moniert, sagte Franz Kopp: „Sie wünschen sich Normalität!“ Es sei schön, sich in Krisen wie etwa Hochwasser auf die Bundeswehr verlassen zu können, doch als „Notnagel“ für eigentlich zivile Aufgaben solle die Bundeswehr nicht dienen. Die Fokussierung müsse jetzt wieder auf der militärischen Ausbildung liegen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine zeige, dass Frieden und Wohlstand nichts selbstverständliches seien, so Schieder. Gößlbauer kündigte noch an, dass es 2023 wieder einen „Mudrun“ in Roding geben werde.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung